ÖBB, ÖVP und Bank Austria zahlten für positive Internet-Forenbeiträge
06.11.2014 | 09:38 | (DiePresse.com)
Eine Wiener PR-Agentur soll für österreichische Unternehmen ein sogenanntes „Online-Reputationsmanagement“ betrieben haben.
Foren und auch soziale Netzwerke sind für viele Nutzer eine Anlaufstelle, um ihren Ärger zu Geschehnissen in der Politik oder mit Unternehmen loszuwerden. Vielmals dienen diese Plattformen aber auch dazu, um sich über Produkte oder Angebote objektiv von anderen Nutzern beraten zu lassen. Doch auch Unternehmen sowie Institutionen haben erkannt, dass diese Plattformen zur Bildung der öffentlichen Meinung relevant sind und versuchen diese vorteilhaft für sich zu nutzen. Um auch gegen sogenannte „Shitstorms“ vorzugehen, bedient man sich Personen, die in ihrem Sinne Beiträge im Internet veröffentlichen. Damit lässt sich mittlerweile auch Geld verdienen. Die inhaltlich klar definierten Aufträge müssen dann von den Nutzern in verschiedenen Netzwerken und Foren veröffentlicht werden.
„Online-Reputationsmanagement“ hat dies die PR-Agentur Modern Mind Marketing aus Wien genannt. Das berichtet das Monatsmagazin Datum in seiner kommenden Ausgabe. Seit über zehn Jahren biete das Unternehmen an, anonym positive PR-Postings für Unternehmen in Internet-Foren zu platzieren. Ziel ist es, die öffentliche Meinung in die gewünschte Richtung zu lenken.
ÖVP, ÖBB und Co. Kunden der PR-Agentur
Zu den prominenten Kunden der Agentur zählen beziehungsweise zählten neben der ÖVP Wien, der Pharmariese Bayer Austria, Österreichische Lotterien, Bank Austria, auch die ÖBB und Postbus.
Dem Magazin zufolge liegen zehntausende Beiträge, Aussagen mehrerer ehemaliger Mitarbeiter, Konzepte und Berichte sowie auch Verträge vor.
So soll im Zuge der Studenten-Demonstrationen „unibrennt“ die ÖVP Wien die Agentur beauftragt haben, um positive Stimmung für den damaligen Vorsitzenden und Wissenschaftsminister Johannes Hahn zu produzieren. „Ich finde es toll, dass Hahn, obwohl er selber anscheinend nicht so protestieren würde, doch Verständnis für die Proteste und Besetzung hat“, soll eines der bezahlten Beiträge gelautet haben.